E.T.A. Hoffmann, Die Bergwerke zu FALUN

E.T.A. Hoffmann, Die Bergwerke zu FALUN

„Die Bergwerke von Falun“ von E.T.A. Hofmann ist nach „Der Landarzt“ und „Romeo und Julia“ der 3. von Kat Menschik illustrierte Band in der Reihe „Meine Lieblingsbücher“ aus dem Galiani-Verlag. Der Wiedererkennungswert ist hoch: gleiches Format, dreiseitiger Farbschnitt, wobei die Farben von Band zu Band andere sind, und die „Handschrift“ von Kat Menschik:

(Copyright Kat Menschik, Galiani Verlag Berlin)

Dennoch fühlt sich dieser Band anders an, fein, glatt, haptisch sehr angenehm – erinnert er mich an eine PC-Mouse, die ich mal gehabt habe – ein echter Handschmeichler. Und dann:
Abgelegt neben meinem Bett, habe ich nach dem Löschen meiner Leselampe zunächst gedacht, ich hätte mein Handy nicht ausgeschaltet. Bei näherem Hinsehen, habe ich entdeckt: Das Buch leuchtet, genauer der Buchrücken und die hellen Teile des Covers. Was die sich heute so alles einfallen lassen.

Während der Lektüre dieser Erzählung aus der Epoche der Romantik ist mir dann deutlich geworden, dass die stets präsenten Kontraste von Hell-Dunkel, Tag-Nacht, Oben-Unten, die sich thematisch durch die gesamte Erzählung ziehen und auch den Inhalt dominieren, bereits in der Gestaltung des Covers im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar werden – auch im Dunkeln!! Genialer Einfall!

Der Seemann Elis Fröbom, „ein schlanker hübscher Mensch, kaum mocht er zwanzig Jahr alt sein, hatte sich fortgeschlichen aus dem Getümmel, und draußen einsam hingesetzt auf die Bank, die neben der Tür des Schankhauses stand.“ Er mag mit den anderen die geglückte und so erfolgreiche Überfahrt nicht gebührend feiern.
Später kennt der Leser den Grund. Nach seiner Heimkehr erfährt Elis Fröbom vom Tod seiner Mutter und der damit verbundenen eigenen Heimatlosigkeit. Im Haus seiner Mutter leben nun fremde Menschen, für ihn ist da kein Platz mehr. Er ist obdachlos, sein Gemüt angegriffen:

„Ach, läg ich doch nur begraben in dem tiefsten Meeresgrunde! – denn im Leben gibts keinen Menschen mehr, mit dem ich mich freuen sollte!“

In dieser tief empfundenen Einsamkeit spricht ihn ein Alter mit tiefer rauer Stimme an:
„Ihr müsst gar großes Unglück erfahren haben, junger Mensch, daß ihr Euch schon jetzt, da das Leben Euch erst recht aufgehen sollte, den Tod wünschet.“ Er hört Elis lange einfach nur zu und erfährt dessen Lebensgeschichte, gepaart mit Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und „Lebensekel“.

„Alles, was Ihr tatet, was Ihr spracht, beweist, daß Ihr ein tiefes in sich selbst gekehrtes, frommes kindliches Gemüt habt, und eine schönere Gabe konnte Euch der hohe Himmel gar nicht verleihen. Aber zum Seemann habt Ihr Eure Lebetage nicht im mindesten getaugt. … Folgt meinem Rat, Elis Fröbom! geht nach Falun, werdet ein Bergmann.“

Zögernd macht Elis sich auf den Weg, zu den Bergwerken zu Falun. Stets zweifelnd, verzweifelt, stark träumend, begleitet von unterschiedlichen inneren Stimmen, voller Sehnsucht nach der Schönen, die er in seinen Träumen gesehen und die aus der Unterwelt zu retten seine Aufgabe zu sein scheint, bricht er auf in ein neues Leben.
Wer die Erzählung kennt, weiß wie die tragische Entwicklungs- und Liebesgeschichte endet. Den anderen möchte ich die Spannung bewahren.

Kat Menschiks Illustration halten das Zauberhafte, Unterirdische, Märchenhafte der Erzählung in ungemein passenden, zauberhaften Bildern fest, begleiten, interpretieren die Geschichte, zeigen die (Un-) Tiefen dieser Romantik-Erzählung auf, die man – wie gute Literatur fast immer – sicher mit Gewinn mehrfach lesen kann.

Eine wunderbare 3. Ausgabe dieser Reihe, die einen zum Sammler, zumindest zum Liebhaber dieser Bücher werden lassen kann. Ich bin restlos begeistert. Und das kommt nicht so oft vor ;)

E.T.A. Hofmann, Die Bergwerke von Falun, illustriert von Kat Menschik, Galiani Verlag Berlin 2017, 77 S., ISBN 978-3-86971-1331

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