Mist

Mist

Das Pferd macht den Mist im Stall, und obgleich der Mist einen Unflat und Stank an sich hat, so zieht dasselbe Pferd doch den Mist mit großer Mühe auf das Feld, und daraus wächst sodann schöner Weizen und der edle, süße Wein, der niemals wüchse, wäre der Mist nicht da. Also trage deinen Mist – das sind deine Gebrechen, die du nicht abtun, ablegen noch überwinden kannst – mit Mühe und mit Fleiß auf den Acker des liebreichen Willens Gottes…

Weiterlesen Weiterlesen

27.1. Befreiung des KZ Auschwitz

27.1. Befreiung des KZ Auschwitz

„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.“  So lautet eine These Theodor Wiesengrund Adornos.Des ungeachtet gibt es eine Reihe von Gedichten, die sich mit der Vernichtung der Juden in den KZ der Nazis befassen. Für mich persönlich ist die „Todesfuge“ von Paul Celan ein Gedicht, das poetisch treffsicher die Todesmaschinerie in den Vernichtungslagern beschreibt: Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abendswir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachtswir trinken und trinken Ich habe dieses Gedicht mehrfach im Deutschunterricht mit…

Weiterlesen Weiterlesen

Amanda Cross, Die Tote von Harvard

Amanda Cross, Die Tote von Harvard

Schon der Prolog, Briefwechsel zwischen verschiedenen Dozenten der Harvard Universität, lässt erahnen, was eine Frau als Dozentin an der Universität erwarten wird: Ausgangslage ist die folgende Tatsache: „Irgendein niederträchtiger Millionär hat Harvard eine Million Dollar für einen neuen Lehrstuhl im Fachbereich Anglistik angeboren – unter der Voraussetzung, dass er mit einer Frau besetzt wird. Die erfreuliche Tatsache, dass bei uns noch nie eine Frau einen Lehrstuhl hatte, macht uns zweifellos zum geeigneten Opfer einer Wohltätigkeit.„ Und an dieser Universität ist…

Weiterlesen Weiterlesen

Winternacht

Winternacht

Es wächst viel Brot in der Winternacht,weil unter dem Schnee frisch grünet Saat,erst wenn im Lenze die Sonne lacht,spürst du, was Gutes der Winter tat. Und deucht die Welt dir öd‘ und leer,und sind die Tage dir rauh und schwer:Sei still und habe des Wandels acht:Es wächst viel Brot in der Winternacht. (Friedrich Wilhelm Weber)

Holzstapel

Holzstapel

In einer tief verschneiten, von der Sonne beschienenen Winterlandschaft spazieren zu gehen, ist ein wundersames Erlebnis: Feinster Schnee“staub“, der von den Bäumen rieselt und glitzert, Schneekristalle, die wie Diamanten in der Sonne funkeln, Unberührtheit auf der einen Seite, und dann auch Pferde, die auf einer Koppel miteinander durch den Schnee galoppieren und sich offensichtlich des Lebens erfreuen, sowie viele weitere Spuren des Lebens im Schnee: Sie zeugen in aller Stille von denen, die vor mir schon da waren, von ihrer…

Weiterlesen Weiterlesen

Schnee

Schnee

Schnee, zärtliches Grüßender Engel,schwebe, sinke –breit alles in Schweigenund Vergessenheit!Gibt es noch Böses,wo Schnee liegt?Verhüllt, verfernt er nichtalles zu Nahe und Hartemit seiner beschwichtigendenWeichheit, und dämpft selbstdie Schritte des Lautestenin Leise?Schnee, zärtliches Grüßender Engel,den Menschen, den Tieren! –Weißeste Feierder Abgeschiedenheit. (Francisca Stoecklin)

Kapellenloser Glaube

Kapellenloser Glaube

Es gibt so wunderweiße Nächte,drin alle Dinge Silber sind.Da schimmert mancher Stern so lind,als ob er fromme Hirten brächtezu einem neuen Jesuskind. Weit wie mit dichtem Diamantenstaubebestreut, erscheinen Flur und Flut,und in die Herzen, traumgemut,steigt ein kapellenloser Glaube,der leise seine Wunder tut. (Rainer Maria Rilke)

Meditation

Meditation

„Ihr solltet Meditation üben beim Gehen, Stehen, Liegen, Sitzen und Arbeiten, beim Händewaschen, Abspülen, Kehren und Teetrinken, im Gespräch mit Freunden und bei allem, was ihr tut. Wenn ihr abwascht, denkt ihr vielleicht an den Tee danach und versucht, es so schnell wie möglich hinter euch zu bringen, damit ihr euch setzen und Tee trinken könnt. Das bedeutet jedoch, daß ihr in der Zeit, wo ihr abwascht, nicht lebt. Wenn ihr abwascht, muß der Abwasch das Wichtigste in eurem Leben…

Weiterlesen Weiterlesen

Raureif

Raureif

Heut‘ ist ein Glanz auf Erden,Wie ich ihn nimmer sah.In blitzender SilberseideStehn Busch und Bäume da. Der Tag hat tausend SterneGestreut in den weißen Schnee.Wo ich geh‘ und steh‘,Glitzert es, nah und ferne. Auf allen Wegen und GassenFließt goldner Sonnenschein:Hat wohl ein EngeleinDie Himmelstür offen gelassen! (Frieda Jung)