Theresa Schwietzer, Ein Blick auf die andere Seite

Theresa Schwietzer, Ein Blick auf die andere Seite

Mit Theresa Schwietzer kann man in diesem Buch eine Reise nach Indien, Ecuador, Haiti und Zentral- und Südafrika unternehmen. Allerdings ist es ein Reiseführer der besonderen Art.

(copyright Theresa Schwietzer, edition büchergilde)

Es geht im Text und den zarten, sich zum Teil überlagernden Illustrationen um „Totenkult und Jenseitsvorstellungen“ in diesen Ländern.
Anlass für dieses Buch war offensichtlich die Beerdigung ihrer geliebten Oma:

„Als ich 21 Jahre alt war, verstarb meine geliebte Oma. Daran ist nichts Besonderes. Die Totenrede des Pastors war nichts Besonderes, das Begräbnis war nichts Besonderes, das Grab nichts Besonderes, und der Kaffe und Kuchen danach waren auch nichts Besonderes. Was aber besonders war, war meine Oma zu ihren Lebzeiten. Warum also war von dieser tollen Frau bei ihrem Begräbnis so wenig zu spüren? Ich weiß nicht mehr genau, was ich nach der Beerdigung dachte, aber ich sprach später mit meiner Mutter darüber, dass ich … nicht so beerdigt werden möchte.“

Das ist für mich gut nachvollziehbar. Ebenso die Feststellung von Julia Schäfer, die Theresa Schwietzer zitiert:

„Die Rituale im heutigen Leben sind trocken, sinnentleert, manipulierend, gefühlsverhindernd, übermäßig einschränkend, stark verpflichtend und starr. Für die Trauerproblematik sind sie allesamt völlig ungeeignet.“

Es scheint not-wendig, auf jeden Fall aber sinnvoll zu sein – wenn man denn etwas Besonderes möchte – sich beizeiten darüber Gedanken zu machen, wie man beerdigt werden möchte. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es für die Angehörigen sehr entlastend sein kann, wenn man weiß, wie man im Sinne der Verstorbenen handeln kann.

Dass aber Bestattungsrituale der von ihr dargestellten Länder da Abhilfe bringen können, scheint mit doch sehr fraglich, sind in diesen Ländern die meisten Rituale doch gerade nicht Ausdruck der Besonderheit eines Menschen, da Individualität eben nicht im Vordergrund steht.

Dennoch finde ich die Lektüre insgesamt interessant, besonders hinsichtlich der Frage: Wie halte ich es mit meinem Sterben, meinem Tod und den Vorstellungen, was danach sein oder nicht sein wird?

Die Illustrationen der Texte finde ich gelungen und sehr ausdrucksstark:

(copyright Theresa Schwietzer, edition büchergilde)

Wer sich – über dieses Buch hinaus – noch weitergehend informieren will, der findet reichlich weiterführende Literatur im Anhang.

Theresa Schwietzer, Ein Blick auf die andere Seite, Totenkult und Jenseitsvorstellungen, Edition Büchergilde, Frankfurt/M. 2017, 119 S., ISBN 978-3-86406-070-0

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