Regen (in der Dämmerung)

Regen (in der Dämmerung)

Der wandernde Wind auf den WegenWar angefüllt mit süßem Laut,Der dämmernde rieselnde RegenWar mit Verlangen feucht betaut. Das rinnende rauschende WasserBerauschte verwirrend die StimmenDer Träume, die blasser und blasserIm schwebenden Nebel verschwimmen. Der Wind in den wehenden Weiden,Am Wasser der wandernde Wind,Berauschte die sehnenden Leiden,Die in der Dämmerung sind. Der Weg im dämmernden Wehen,Er führte zu keinem Ziel,Doch war er gut zu gehenIm Regend, der rieselnd fiel. (Hugo von Hofmannsthal)

Herbst

Herbst

Rings ein Verstummen, ein Entfärben:Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;Ich liebe dieses milde Sterben. Von hinnen geht die stille Reise,Die Zeit der Liebe ist verklungen,Die Vögel haben ausgesungen,Und dürre Blätter sinken leise. Die Vögel zogen nach dem Süden,Aus dem Verfall des Laubes tauchenDie Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,Die Blätter fallen stets, die müden. In dieses Waldes leisem RauschenIst mir als hör‘ ich Kunde wehen,daß alles Sterben und VergehenNur heimlich still vergnügtes Tauschen. (Nikolaus Lenau)

Appetizer

Appetizer

„Maria malt“ von Kirstin Breitenfellner ist meine aktuelle Lektüre, gerade erst angefangen. Denn: Lesen geht fast immer, und in einer Rekonvaleszensphase ein geeignetes Mittel, mich noch zu schonen und mich nicht auf liegegebliebene (körperliche) Arbeiten zu stürzen. Im Prolog heißt es: „Ich habe eine Leidenschaft für die Philosophie, eine unglückliche Liebe zur Literatur, eine Lebensheirat mit der Malerei, eine Untauglichkeit für das Leben und eine Versäumnistodesstrafe für die Liebe.“ – Ich finde diese Sätze verheißungsvoll. Mal sehen, ob die Lektüre…

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Springbrunn

Springbrunn

Das ist ein lustiger SpringbrunnIm Mittagssonnenglanz,Glitzernde Tropfen tanzenDen silbernen Sonnentanz. Viel feuchte, leuchtende Funken –Das schimmert und rieselt und glüht –Der speienden LöwenhäupterGerunzelte Stirne sprüht. Die Lindenblätter sich neigenUnd fangen den spritzenden Tau.Am Becken kühlt und erquickt sichDie müde Taglöhnersfrau. (Karl Henckell)

Herbst

Herbst

Wenn einer einen blütenreichen Frühling und einen satten Herbst erlebt, so muss er sich doch eingestehen, dass es schön ist, Mensch zu sein. (Kumagai Naoyoshi, 1782-1862)

Karen Duve, Sisi

Karen Duve, Sisi

Karen Duves Verdienst ist es – auch schon in ihrem letzten Roman „Fräulein nettes kurzer Sommer“ über Annette von Droste-Hülshoff – historische Frauenfiguren von ihren Klischees und Anhaftungen – über die Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinweg entstanden – zu befreien und sich so ihren Persönlichkeiten in ihrer ganzen Bandbreite zu nähern. Sie hat im Hinblick auf die Kaiserin Elisabeth von Österreich unglaublich viele Quellen zu Verfügung gehabt, da über „Sisi“ viel geschrieben worden ist, u.a. die Tagebücher ihrer Hofdame, die…

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Anna Freixas, Ich, die Alte!

Anna Freixas, Ich, die Alte!

Sehr sinnvoll ist es, bei diesem Buch mit den Anmerkungen der Autorin „Zum Schluss“ zu beginnen. Dann besteht eher die Möglichkeit, das, was Anna Freixas an Themen aufgreift, zu verstehen und einzuordnen. Denn dort schreibt sie über ihre Art der Darstellung nämlich „locker (zu) erzählen“, ihr Stilmittel: „Zweifellos habe ich an einigen Stellen in diesem Buch übertrieben“. Sie bekennt, dass sie in ihren Forderungen „oben“ anfängt, „denn es „unten“ zu tun hieße hinzunehmen, dass bestimmte Errungenschaften nur wenigen Auswählten vorbehalten…

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Am Meer

Am Meer

Wie ist dir nun,meine Seele?Von allen Märktendes Lebens fern,darfst du nun ganzdein selbst genießen. Keine Fragevon Menschenlippenfordert Antwort.Keine Redenoch Gegenredemacht dich gemein.Nur mit Himmel und Erdehältst dueinsame Zwiesprach.Und am liebstenbefreist dudein stilles Glück,dein stilles Wehin wortlosen Liedern. Wie ist dir nun,meine Seele? Von allen Märktendes Lebens ferndarfst du nun ganzdein selbst genießen. (Christian Morgenstern)

Ayelet Gundar-Goshen, Löwen wecken

Ayelet Gundar-Goshen, Löwen wecken

Dieser Roman war der Tipp einer „meiner“ beiden Buchhändlerinnen an eine andere Kundin. Es fielen Stichworte, die mich haben aufhorchen und das Buch kaufen lassen. Zwei Kundinnen gleichzeitig bedient ;) Der Roman „Löwen wecken“ beginnt mit folgenden Sätzen: „Und er dachte sich gerade, dies sei der schönste Mond, den er je gesehen habe, als er diesen Mann umfuhr. Und als er ihn umfuhr, dachte er im ersten Moment immer noch an den Mond und hörte dann mit einem Schlag auf,…

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