Die Sonnenblume

Die Sonnenblume

O Rosen, die mit RuhmeIhr prangt in Duft und Licht,Ich bin die Sonnenblume,Und ich beneid‘ euch nicht. Des Falters flatternd Kosen,Die Lieder im Gesträuch,Der Menschen Lob, ihr Rosen,Wie gerne gönn‘ ich’s euch! Mir schafft es volle G’nüge,Vom Himmelstau getränktIn meines Liebsten ZügeZu schauen still versenkt. Zum Sonnenjüngling richteDas Haupt ich früh und spätUnd nähre mich vom Lichte,Das sein Gelock umweht. Mein Auge bleibt dem HohenAuch dann noch zugekehrt,Wenn er mit heil’gen LohenZuletzt mich selbst verzehrt. O sprecht, wie ließ‘ erwerbenSich…

Weiterlesen Weiterlesen

Sommernebel

Sommernebel

Wenn es von der Sonnenwärme aus den Tälern und den Wäldern dampft, wie warm schwillt da auch das Menschenherz! Diese phantasieschwangeren Nebel, was gebären sie alles! (Richard Dehmel)

Lene Therese Teigen, Schatten der Erinnerung

Lene Therese Teigen, Schatten der Erinnerung

Die Autorin geht in diesem Roman – überwiegend gespeist aus Tagebuchaufzeichnungen, Notizen und Briefen von Tulla Larsen und Edvard Munch – der Frage nach: Wer war Tulla Larsen wirklich? Sie will damit der vorherrschenden – mehr oder weniger reinen – Fiktionalisierung und Marginalisierung Tulla Larsens entgegenwirken, die aus ihrer Sicht das bisherige Bild Tulla Larsens in der Literatur prägen. Schon früh beginnt sich Tulla dagegen zu wehren, als Frau ihre Bestimmung als „aufopfernde Hausfrau mit großer Kinderschar“ in der Ehe…

Weiterlesen Weiterlesen

Vergänglichkeit

Vergänglichkeit

Ruhm, Jugend, Stolz – das Grab weiß alle zu erfassen!Etwas gern möchte wohl der Mensch zurücke lassenBeim Scheiden aus der Zeit!Umsonst! Die Dinge gehn zurück, von wo sie kamen;Den Rauch, die Luft, den Staub, die Erde – heimDen NamenNimmt die Vergessenheit. (Victor Hugo)

Der Sommer macht Pause

Der Sommer macht Pause

Nun nach sonndurchglühten TagenLiegt die Welt so still und ruht;Graue Wolkenhügel ragen,Bergend vor der Sonne Gluth.Keine Luft geht in den Zweigen:Schweigend Ruhen, ruhend Schweigen. … (Heinrich Seidel)

Zur Zeit der Blüten

Zur Zeit der Blüten

Nicht das Welken macht dir Angst,Herz! Es ist ja Alterns Zeit;Nur der Blüten HerrlichkeitSiehst du still bewegt und bangst. Da du gern dann wieder prangstAuch im alten Liederschmuck,So befällt dich still der Druck, Ob du nicht zu viel verlangst. (Karl Mayer)

Leichter Sinn

Leichter Sinn

Die Blumen wiegen und nicken Im schlafenden Garten all, Als ob sie träumend lauschten Dem Lied der Nachtigall. Sie singt die alte Klage: »Ihr müsst verblühn, verwehn!« Die Blumen nicken im Traume, Weil sie es wohl verstehn. Am Morgen singt die Lerche Herab aus blauen Höhn Die alten Jubellieder: »O Welt, wie bist du schön!« Die Blumen nicken freundlich Im sonnigen Gartenraum – Sie haben längst vergessen Den alten trüben Traum. – Die Blumen wiegen und nicken Im schlafenden Garten all, Als ob sie träumend lauschten Dem Lied der Nachtigall. Sie singt die alte Klage: »Ihr müsst verblühn,…

Weiterlesen Weiterlesen

An einen Schmetterling

An einen Schmetterling

Du, leicht und schön, aus Gottes Traum geboren,du Bote einer tiefersehnten Welt!Du Sieger, der die Liebe unverlorenund sanft im Segel seiner Schwingen hält: Die Blumen lieben dich. Und wenn ich träume,so träum ich deinen selbstvergessnen Flug.Wie du mir wiederkommst durch helle Bäume,versöhnst du mit der Erde Last und Trug. Dein goldner Schmelz erschrickt vor meiner Schwere.Du flügelst auf, mir lahmt der wüste Schritt.Doch hoch und höher jetzt, in seliger Kehre,nimmst du den Schmerz auf deinen Schwingen mit. (Josef Weinheber)

Wir ducken uns tief

Wir ducken uns tief

Endloser Regen rinnt und rinnt. Nebel spannen im Schreitenzitternde Saiten von Wind zu Wind. Alle Weiten rauschen heran. Und die Bäume stapfen ums Haus wie Riesenund werfen Gewitter herein. Wir ducken uns tief! Wir krümmen uns klein! Und unser verschwistertes Hand in Handwird grau, wie ein einsamer Strand,überschwemmt und verwiesen. (Paul Zech)

Die Welt entschwindet

Die Welt entschwindet

Man muß so müde sein wie ich es binEs schwindet kühl entzaubert meine Welt aus meinem SinnUnd es zerrinnen meine Wünsche tief im Herzen. Gejagt und wüßte auch nicht mehr wohinVerglimmen in den Winden alle meine Kerzenund meine Augen werden dünn. Es bricht mein Leib bevor ich dein noch binDich lasse ich zurück, mein einziger GewinnEin nicht zu teilenderEs teilen sich in dir die Nächte meiner holden Schmerzen. (Else Lasker-Schüler)