Berührungs-Sehnsucht

Berührungs-Sehnsucht

Berührt zu werden ist überlebenswichtig – auf jeden Fall in den ersten Lebensjahren Später dann lebensnotwendig Noch viel später sehnlicher Wunsch dessen Erfüllung eines anderen bedarf die eigene Bereitschaft voraussetzt sich auch wirklich berühren zu lassen. (© mona lisa)

Haruki Murakami, Honigkuchen

Haruki Murakami, Honigkuchen

Junpei ist Schriftsteller und schreibt Kurzgeschichten über unerwiderte Liebe. Darin kennt er sich aus. Er hat, obwohl er Wirtschaftswissenschaften studieren sollte, sich für Literaturwissenschaften eingeschrieben und seine Eltern erst nach bestandenem Examen darüber informiert, was zu einem Zerwürfnis geführt hat. Junpei ist seit Studienzeiten mit Takatsuki und Sayoko befreundet. Die drei sind nahezu unzertrennlich, auch wenn oder gerade weil sie so unterschiedlich sind. Junpei ist eher der stille, schüchterne Typ, Takatsuki der „Typ, der in jeder Gruppe ganz natürlich die…

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Jon Fosse, Das ist Alise

Jon Fosse, Das ist Alise

Die Vergabe des diesjährigen Literaturnobelpreises an Jon Fosse war für mich Anlass, mal in meinem Bücherfundus nachzuschauen und siehe da, ich habe gleich zwei Bücher gefunden: die Novelle „Das ist Alise“ und seine „Trilogie“. Sie warten also schon länger darauf, gelesen zu werden. Ich habe mit Alise begonnen und bin wirklich fasziniert. „Ich sehe Signe auf der Bank liegen dort in der Stube und sie blickt auf das Altgewohnte, den alten Tisch, den Ofen, die Holzkiste, die alte Wandvertäfelung, das…

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Mensch und Fasan

Mensch und Fasan

Seit Tagen kommt er wieder auf meine Terrasse und sieht sich in aller Ruhe um – Wonach er ausschaut, das habe ich noch nicht herausgefunden. Heute Morgen hat er mich mit seinen lauten Rufen geweckt. Auf der Suche nach einem Gedicht im Netz bin ich an Herta Müllers Roman „Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt“ erinnert worden, den ich schon 2010 hier auf meinem Blog besprochen habe. Lang ist’s her.

Die Lebenden und die Toten

Die Lebenden und die Toten

„Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.“  (Slawisches Sprichwort) Ähnliches spricht Hilde Domin in ihrem Gedicht „Unterricht“ an.Dort heißt es in der ersten Strophe: Jeder der gehtbelehrt uns ein wenigüber uns selber.Kostbarster Unterrichtan den Sterbebetten. Wohl dem, der die Möglichkeit hat, seine Lektion unter „friedvollen“ Umständen zu lernen, vielleicht allmählich und nicht unter gefühlt „brutalen“, die einen von jetzt auf gleich mit dem Tod eines geliebten Menschen…

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Annie Ernaux, Die leeren Schränke

Annie Ernaux, Die leeren Schränke

Während Studentin Denise Lesur, Ich-Erzählerin dieses Romans, in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts in ihrem kleinen Studentinnenwohnheimzimmer darauf wartet, dass die Engelmacherin, bei der sie war, erfolgreich gearbeitet hat, der Fötus also abgeht, erinnert sie sich an den Weg, den sie bisher gegangen ist: von ihrem Elternhaus, einem Mix aus Küche, einem Schlafzimmer, offenen Räumen, die in die väterliche Kneipe auf der einen und den mütterlichen Krämerladen auf der anderen Seite übergehen, mit einem Plumpsklo im Hinterhof, über die Jahre…

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Wolken

Wolken

Am nächtigen HimmelEin Drängen und Dehnen,WolkengewimmelIn hastigem Sehnen, In lautloser Hast– Von welchem ZugGebietend erfaßt? –Gleitet ihr Flug, Es schwankt gigantischIm MondesglanzAuf meiner SeeleIhr Schattentanz, Wogende Bilder,Kaum noch begonnen,Wachsen sie wilder,Sind sie zerronnen, Ein loses Schweifen …Ein Halb-Verstehn …Ein Flüchtig-Ergreifen …Ein Weiterwehn … Ein lautloses Gleiten,Ledig der Schwere,Durch aller WeitenBlauende Leere. (Hugo von Hofmannsthal)

Wesen der Schönheit

Wesen der Schönheit

Wir müssen es aussprechen, dass das Wesen der Schönheit nicht im Wirken liegt, sondern im Sein.Es müssten sonst Blumenausstellungen und Parkanlagen schöner seinals ein wilder Garten, der vor sich hin blüht irgendwo und von dem keiner weiß. (Rainer Maria Rilke)

Was bleibt?

Was bleibt?

Wenn deine Schönheit, dein Talent man preist,Sei der Gedanke stets dir gegenwärtig:Das Leben wird mit allem, allem fertig,Und wie das Antlitz altert auch der Geist. Du meinst: »Verschmerzen läßt sich der Verlust,Die Zeit mag ihres strengen Amtes walten,Bleibt mir nur eins, das Köstlichste, erhalten:Die tiefe Liebeskraft in meiner Brust!« So wisse: müd, erschöpft und abgehetztFühlst du dereinst auch diese Kraft dir schwinden,Dein Herz vertrocknet, stumpf wird dein Empfinden,Nicht lieben kannst du mehr – was bleibt zuletzt?! (Betty Paoli)