Der Sommer macht Pause
Nun nach sonndurchglühten TagenLiegt die Welt so still und ruht;Graue Wolkenhügel ragen,Bergend vor der Sonne Gluth.Keine Luft geht in den Zweigen:Schweigend Ruhen, ruhend Schweigen. … (Heinrich Seidel)
Nun nach sonndurchglühten TagenLiegt die Welt so still und ruht;Graue Wolkenhügel ragen,Bergend vor der Sonne Gluth.Keine Luft geht in den Zweigen:Schweigend Ruhen, ruhend Schweigen. … (Heinrich Seidel)
Nicht das Welken macht dir Angst,Herz! Es ist ja Alterns Zeit;Nur der Blüten HerrlichkeitSiehst du still bewegt und bangst. Da du gern dann wieder prangstAuch im alten Liederschmuck,So befällt dich still der Druck, Ob du nicht zu viel verlangst. (Karl Mayer)
Die Blumen wiegen und nicken Im schlafenden Garten all, Als ob sie träumend lauschten Dem Lied der Nachtigall. Sie singt die alte Klage: »Ihr müsst verblühn, verwehn!« Die Blumen nicken im Traume, Weil sie es wohl verstehn. Am Morgen singt die Lerche Herab aus blauen Höhn Die alten Jubellieder: »O Welt, wie bist du schön!« Die Blumen nicken freundlich Im sonnigen Gartenraum – Sie haben längst vergessen Den alten trüben Traum. – Die Blumen wiegen und nicken Im schlafenden Garten all, Als ob sie träumend lauschten Dem Lied der Nachtigall. Sie singt die alte Klage: »Ihr müsst verblühn,…
Du, leicht und schön, aus Gottes Traum geboren,du Bote einer tiefersehnten Welt!Du Sieger, der die Liebe unverlorenund sanft im Segel seiner Schwingen hält: Die Blumen lieben dich. Und wenn ich träume,so träum ich deinen selbstvergessnen Flug.Wie du mir wiederkommst durch helle Bäume,versöhnst du mit der Erde Last und Trug. Dein goldner Schmelz erschrickt vor meiner Schwere.Du flügelst auf, mir lahmt der wüste Schritt.Doch hoch und höher jetzt, in seliger Kehre,nimmst du den Schmerz auf deinen Schwingen mit. (Josef Weinheber)
Endloser Regen rinnt und rinnt. Nebel spannen im Schreitenzitternde Saiten von Wind zu Wind. Alle Weiten rauschen heran. Und die Bäume stapfen ums Haus wie Riesenund werfen Gewitter herein. Wir ducken uns tief! Wir krümmen uns klein! Und unser verschwistertes Hand in Handwird grau, wie ein einsamer Strand,überschwemmt und verwiesen. (Paul Zech)
Man muß so müde sein wie ich es binEs schwindet kühl entzaubert meine Welt aus meinem SinnUnd es zerrinnen meine Wünsche tief im Herzen. Gejagt und wüßte auch nicht mehr wohinVerglimmen in den Winden alle meine Kerzenund meine Augen werden dünn. Es bricht mein Leib bevor ich dein noch binDich lasse ich zurück, mein einziger GewinnEin nicht zu teilenderEs teilen sich in dir die Nächte meiner holden Schmerzen. (Else Lasker-Schüler)
„Melancholie der zweiten Halbzeit“ – Formulierung aus einer Sendung “Kirche im WDR“.
Gott sei Dank, ein wenig Ruhe!und daheim! und ungestörtendlich einmal doch ein Abend,der mir wieder selbst gehört! Schön ist’s, ja! und bleibt es immer,guter Freunde Freund zu sein!doch zuweilen gibt’s auch Stunden,da man gern einmal allein: Auszudenken, was tagüberdurch die Seele schwankt und schwirrt,eh sich’s, halb erfaßt nur, wiederungelöst ins Chaos wirrt. … (Cäsar Flaischlen)
… Stiller wird’s in der Seele;Ein ruhig heitrer See,Dehnt sie sich weit;Schwänen gleichZiehen ErinnerungenÜber den friedlichen Spiegel hin. Ruhe, RuheSäuselt mich an aus der Höhe.Über das Auge sinktLeise die Wimper,Und vom Wunderbaume der NachtBrech‘ ich des Schlummers liebliche Blüte,Des Traumes Goldfrucht. (Emanuel Geibel)
Wann läßt du Schön und Häßlich, Feig und Kühn,Wie diese tun und diese tun: sie blühn.Sie blühen ohne Tiefsinn, ohne Scham,Weil ihnen niemals ein Besucher kam. Petunie, Glockenblume, Fingerhut,Sind so sie selbst, daß dich ihr Name schreckt.Kein Wesen rings hat seinen Kopf bedeckt,Und alle Wesen gehen unbeschuht. (Oskar Loerke)