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Kategorie: Buch-Rezensionen

Annie Ernaux, Die leeren Schränke

Annie Ernaux, Die leeren Schränke

Während Studentin Denise Lesur, Ich-Erzählerin dieses Romans, in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts in ihrem kleinen Studentinnenwohnheimzimmer darauf wartet, dass die Engelmacherin, bei der sie war, erfolgreich gearbeitet hat, der Fötus also abgeht, erinnert sie sich an den Weg, den sie bisher gegangen ist: von ihrem Elternhaus, einem Mix aus Küche, einem Schlafzimmer, offenen Räumen, die in die väterliche Kneipe auf der einen und den mütterlichen Krämerladen auf der anderen Seite übergehen, mit einem Plumpsklo im Hinterhof, über die Jahre…

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Robert Seethaler, Das Café ohne Namen

Robert Seethaler, Das Café ohne Namen

„Manchmal dachte er an den Anfang zurück, an den Fliegenschwarm, der sich wie ein schwarzer Schleier hinter dem Tresen erhoben hatte, an den Geruch der frisch gestrichenen Dielen und der Dämpfe, die ihm beim Streichen der Möbel die Sinne vernebelt hatten. Er dachte an den Tag, an dem Mila aufgetaucht war, an den ersten Winter mit Punsch und an seine weißen Finger, die von einem Feuerwehrmann zwischen zerfetzten Metallteilen gefunden, in ein Taschentuch gewickelt und mit Blaulicht ins Spital gefahren…

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Véronique Witzigmann, Selbstgemachte Geschenke zum Aufessen

Véronique Witzigmann, Selbstgemachte Geschenke zum Aufessen

Geburtstage, Weihnachten oder andere Festtage kommen meist schneller als man denkt ;) Wer vorsorglich keinen kleinen Vorrat für solche Fälle hat, auf den er zurückgreifen kann, kommt ab und an sicher in die Bredouille. Da ist das Büchlein „Selbstgemachte Geschenke zum Aufessen“ von Véronique Witzigmann, illustriert in ihrer unnachahmlichen Art von Kat Menschik vielleicht die Lösung: Entweder als Buch-Geschenk für Menschen, die Freude daran haben, Essbares selbst herzustellen oder als eigene Anregung, passende Geschenke zu fabrizieren.Buchliebhaber*innen werden auch Freude an…

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Nadia Owusu, Über Erschütterungen und Identitätssuche

Nadia Owusu, Über Erschütterungen und Identitätssuche

Der Titel trifft den Inhalt dieses Buches „auf den Kopf“. Nadia erzählt über ihr – im wahrsten Sinne des Wortes – bewegtes Leben:„Orte faszinierten mich, weil es noch nie einen Ort gegeben hatte, der zu mir gehörte, geschweige denn, dass ich an einen Ort gehörte.“ Als Kind eines ghanaischen Vaters und einer Mutter mit armenischen Wurzeln ist es für sie schon schwierig, sich in den unterschiedlichen Kulturen und Sprachen zurechtzufinden. Hinzu kommt, dass ihr Vater als Beamter der Vereinten Nationen…

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Gerald Hüther, Lieblosigkeit macht krank

Gerald Hüther, Lieblosigkeit macht krank

„Liebe deinen Nächsten!“ das habe ich – als Kind und auch später noch – oft gehört, es gelernt und danach gehandelt. Dass der Satz aber weitergeht und eine wichtige Botschaft enthält, nämlich: „… wie dich selbst“, hat man mir vorenthalten. Das war mir lange Zeit auch nicht wirklich bewusst bzw. wurde als egoistisch abgetan. So langsam erlebe ich diesen Satz bzw. das wohlwollende Handeln danach, am eigenen Leib – wie man so schön sagt. Er ist vom Kopf ins Herz…

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Theres Essmann, Dünnes Eis

Theres Essmann, Dünnes Eis

„Ich wollte die Schuld. Ich brauchte sie zum Weiterleben.Ich wusste, du würdest versuchen, mir die Schuldgefühle zu nehmen. Deshalb habe ich es für mich behalten.Ach, Elias! Was habe ich mir nur angetan, ein ganzes Leben lang? Was hat das Leben mir angetan?“ Das ist die tiefe, bittere Erkenntnis Mariettas, einer in einer Residenz – von allen Resi genannt – lebenden Witwe, die gerade ihr einhundertstes Lebensjahr beginnt, als sie die zwölf Glockenschläge einer Kirchturmuhr zählt. Da sie nicht schlafen kann,…

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Mieko Kawakami, Brüste und Eier

Mieko Kawakami, Brüste und Eier

„Brüste und Eier“ ist der erste Roman Mieko Kawakamis. Ihr dritter „All die Liebenden der Nacht“ ist erst vor kurzem erschienen. In beiden Romanen ist die Protagonistin eine alleinlebende, finanziell unabhängige, allerdings am Existenzminimum lebende Schriftstellerin, die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten muss. Natsuko – die Ich-Erzählerin dieses Romans – lebt seit Jahren in derselben kleinen Einzimmerwohnung mit wenigen sozialen Kontakten. Allerdings fühlt sie sich eng verbunden mit ihrer Schwester Makiko und deren Tochter Midoriko, von denen sie zu…

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Mieko Kawakami, All die Liebenden der Nacht

Mieko Kawakami, All die Liebenden der Nacht

Wenn’s draußen zu heiß für fast alles ist, ist ein Buch eine sinnvolle Beschäftigung. Jedenfalls für mich. „All die Liebenden der Nacht“ – gerade erschienen – ist allerdings ähnlich wie „Heaven“ keine leichte „Sommerlektüre“, auch wenn’s scheinbar leicht zu lesen ist. Das Cover trifft die Lebenssituation der Protagonistin Fuyuko sehr gut dar. Fuyuko ist eine junge Frau, eine sorgfältige, äußerst pflichtbewusste Korrekturleserin, einsam und mit sehr geringem Selbstwertgefühl. Seit sie freiberuflich tätig ist, hat sie fast keinen Kontakt mehr zu…

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Ermal Meta, Morgen und für immer

Ermal Meta, Morgen und für immer

„Morgen und für immer“ erzählt die Lebensgeschichte Kajans, der wohlbehütet während des Zweiten Weltkrieges in Albanien bei seinem Großvater auf einem kleinen provinziellen Bauernhof aufwächst, weil seine Eltern als Partisanen im Widerstand leben und kämpfen. Doch eines Tages taucht bei ihnen der deutsche Deserteur Cornelius auf und bittet um Zuflucht, die ihm der Großvater nach langem Zögern dann auch gewährt. Cornelius und Kajan verstehen sich auf Anhieb. Kajan wird wie ein Sohn für ihn, dessen Familie während des Zweiten Krieges…

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Ivo Andric, Das Fräulein

Ivo Andric, Das Fräulein

„Wenn du etwas tust, möge Gott dir verzeihen! Doch wenn dein Herz mit totem Wachs versiegelt ist, dann lastet ein Fluch auf dir.“(Janko Veselinovic) Dieses Zitat ist eines der Zitate, die dem jetzt neu erschienenen Roman „Das Fräulein“ des Nobelpreisträgers Ivo Andrics vorangestellt ist. Erstmals erschienen ist der Roman 1945. Schon dieses Zitat steht für mich im Gegensatz zu dem doch eher anmutig erscheinenden „Fräulein“ auf dem Cover. Denn der Roman ist die Charakterstudie einer unverheirateten, sehr zurückgezogen lebenden, alleinstehenden…

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