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Kategorie: Rezensionen

Lindita Arapi, Albanische Schwestern

Lindita Arapi, Albanische Schwestern

„Alba beschloß rauszugehen. Schließlich ging es nur darum, etwas im Supermarkt zu kaufen, machte sie sich Mut. Du mußt ja mit niemandem ein Wort wechseln, erledige rasch deine Sachen und komm zurück. Versuch gar nicht erst lang, dich zu rechtfertigen, auch er ist inzwischen dahinter gekommen, los jetzt. Zweifelnd zog sie die Tür auf.“ Wer genau liest, erfährt bereits in diesen ersten Sätzen des Romans, dass Alba Schwierigkeiten hat, mit sich selbst und einem „Er“. Es ist ihr österreichischer Ehemann,…

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Wolf Haas, Müll

Wolf Haas, Müll

„Vorigen Sommer bin ich einmal am See unten gesessen, die kleine Bucht da gleich neben der Straße, wo nie Leute sind, weil es so viele Glasscherben anschwemmt. Nur ein Vater mit einem kleinen Kind war noch da, so ein vierjähriges Mädchen dürfte das gewesen sein. Auf einmal hör ich sie (sic!) fragen, warum da so viele Perlen auf dem Boden liegen. Weil keine scharfen Glasscherben, sondern schön vom Wasser abgeschliffen.“ Der Vater erzählt dem kleinen Mädchen etwas vom vollen Schmuckkästchen…

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Milena Michiko Flašar, Oben Erde, unten Himmel

Milena Michiko Flašar, Oben Erde, unten Himmel

Milena Michiko Flašar ist auch Autorin des zauberhaften und tiefgründigen Romans „Ich nannte ihn Krawatte“, den ich schon vor einiger Zeit gelesen habe, in dem es um die Begegnung zweier Außenseiter geht, die sich regelmäßig in einem Park treffen. Auch in diesem Roman geht es um verschiedene Spezies von Außenseitern der japanischen Gesellschaft. Da ist zum einen die Ich-Erzählerin Suzu Tadaka: „Ich war gern allein. Und eigentlich hat sich daran auch nichts geändert. Nach wie vor bin ich kein Mensch,…

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Asta Nielsen, Im Paradies

Asta Nielsen, Im Paradies

Strahlender Sonnenschein, eine windgeschützte Loggia und ein interessantes Buch – für mich das Paradies: Alles ist da, nichts fehlt. Und was für ein Buch! Fantastisch und zauberhaft! In dem Band „Im Paradies, Geschichten über die Liebe zum Leben“ sind fünf von Kat Menschik illustrierte Erzählungen der dänischen Schauspielerin, Regisseurin, Autorin und Künstlerin Asta Nielsen, veröffentlicht, die mit vielen Künstlern und Bohemiens befreundet war, u.a. mit Joachim Ringelnatz, der in zwei der im Buch veröffentlichten Erzählungen vorkommt. Es sind meist amüsante…

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Annika Reich, Männer sterben bei uns nicht

Annika Reich, Männer sterben bei uns nicht

„Großmutter war genauso alleine gestorben, wie Großmutter Vera alleine sterben würde. Vielleicht hatte Großmutter nur eine Kleinigkeit vergessen. Vielleicht hatte sie vergessen, dass sie eins eben doch nicht war: ein Mann.“ Die Ich-Erzählerin schildert die Beerdigung der Großmutter, die diese in ihrem Sinne durchgeführt wissen will. Dafür hat sie ihre Haushälterin Justyna instruiert, ohne sonst irgendeine Verwandte informiert zu haben. Dazwischen erzählt die Ich-Erzählerin in mosaikhaften Episoden ihr Leben als Kind auf dem Anwesen der Großmutter. Dort leben nur Frauen,…

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Birgit Birnbacher, Wovon wir leben

Birgit Birnbacher, Wovon wir leben

„Wird Zeit, dass das Jahr zu Ende geht. Wenigstens eines habe ich gelernt: die vollständige Atmung. Immer mehr aus als ein. Ziemlich einfach zu merken: immer mehr geben als nehmen.“ Mit diesen Sätzen beginnt der neue Roman Birgit Birnbachers, der im Grunde genommen die Situation der Protagonistin beschreibt. Sie ist in vielfacher Hinsicht am Limit: asthmakrank droht ihr nach der Gesundschreibung wegen eines später als „mittlere Fahrlässigkeit“ eingestuften Fehlers bei der Behandlung einer Patientin als Krankenschwester die Kündigung, was mit…

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Annie Ernaux, Die Scham

Annie Ernaux, Die Scham

„Sprache ist nicht Wahrheit, sondern reflektiert unser Dasein in der Welt.“ Dieses Zitat von Paul Auster ist dem 1997 in Paris erschienen, 111 Seiten langen Roman von Annie Ernaux vorangestellt. Er erzählt von einem einschneidenden, die gesamte weitere Existenz der 12 jährigen Annie prägenden Erlebnis, mit dem auch der Roman – wie bei einer Short Story – völlig unvermittelt beginnt: „An einem Junisonntag am frühen Nachmittag wollte mein Vater meine Mutter umbringen.“ Alles sonst war wie immer am 15. Juni…

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Eva Vieznaviec, Was suchst du, Wolf?

Eva Vieznaviec, Was suchst du, Wolf?

„Alkoholiker sehen die Welt immer vom dunklen Abgrund aus. Um an der Oberfläche zu bleiben, muss ein bestimmtes Maß an Trunkenheit gehalten werden, sonst wird alles unerträglich. So ist die Realität dieser Krankheit.“Nein, es ist kein Roman über eine Alkoholikerin, obschon Ryna, die auf dem Weg von Deutschland, wo sie als Altenpflegerin gearbeitet hat, nach Hause ist, als „städtische Alkoholikerin“ bezeichnet wird, die die innere Leere mit Alkohol dämpft, sobald sich diese bei aufsteigender Nüchternheit bemerkbar macht. Mit dem Zug…

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Mirja Lanz, Sie flogen nachts

Mirja Lanz, Sie flogen nachts

„Der Wind ist ein Dichter, er schreibtdie Welt ins Reine;nun ruht er und lässt das Leben sich setzen wie Staub.“ Toivo Laakso Diese Zeilen stellt Mirja Lanz ihrem Debütroman „Sie flogen nachts“ voran, der von Aava, einer jungen Frau erzählt, die im Winter in die Heimat ihrer Vorfahren fährt: „Es war ein Land aus Wald und Wasser, das Aava in einem Zug durchreiste, an einem Wintertag, so windstill, dass er flüssig war.“ Es ist ein insgesamt handlungsarmer, sprachlich allerdings sehr…

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Anne Cathrine Bomann, Blautöne

Anne Cathrine Bomann, Blautöne

Elisabeth muss sich im April 2011 von ihrem kleinen Sohn verabschieden, „den sie über Jahre der Spritzen und Hormonbehandlungen hinweg herbeigeschworen hatte, makellos an der Oberfläche, während unter seiner Brust die Krankheit schlummerte.“ Zum Entsetzen der behandelnden Krankenschwester will Elisabeth den Moment, in dem die Maschinen abgeschaltet werden, nicht miterleben. Sie fühlt sich fortan zum Weiterleben verdammt und trauert intensiv mit vielen körperlichen und seelischen Begleiterscheinungen. Ihr Fazit: „Trauer ist eine Krankheit, die einen zerfrisst.“ Was aber wäre, gäbe es…

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