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Kategorie: Rezensionen

Robert Seethaler, Jetzt wirds ernst

Robert Seethaler, Jetzt wirds ernst

„Mein Weg zum Theater war verschlungen. Unvorhersehbar. holprig. Als Kind hasste ich es sogar, angesehen und vorgeführt zu werden.“ Wie kommt also das Kind eines Elternpaares, das ein Friseurgeschäft in der Provinz betreibt, zum Theater? Über Umwege. Auslöser ist Lotte, ein Mädchen mit grell-pinken Nägeln, die ihn an ein Chevrolet erinnert, das er einmal gesehen und bewundert hat. Eines Morgens sitzt sie einfach so auf seinem Lieblingsplatz auf dem Schulhof, mit einem kleinen, dünnen, gelben Heft im Schoß: „Alles an…

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Friedrich Ani, Bullauge

Friedrich Ani, Bullauge

„Bullauge“ ist Friedrich Anis neuer Kriminalroman. Der 54 jährige Polizist Kay Oleander ist bei einer Demonstration durch den Wurf einer Bierflasche im Gesicht schwer verletzt worden. Er hat sein linkes Auge verloren, ist für längere Zeit krankgeschrieben und soll danach Innendienst machen, da er – wie bisher – für den Streifendienst nicht mehr einsatzfähig ist. Ihm ist, als habe ihm jemand den „Stecker“ herausgezogen, „erschöpft, ausgelaugt, zermürbt“, herausgerissen aus allem, was sein Leben bisher ausgemacht hat. Doch was war sein…

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Robert Seethaler, Die Biene und der Kurt

Robert Seethaler, Die Biene und der Kurt

Bisher habe ich den „Trafikanten“, „Ein ganzes Leben“, „Der letzte Satz“ von Robert Seethaler gelesen. Jeder Roman hat eine Hauptperson, die auf sehr eigentümliche spezifische Art und Weise beschrieben ist, so als habe Seethaler für jeden Protagonisten eine ihm eigene Sprache ge-, erfunden. Auf der Suche nach weiteren Romanen bin ich auf den bereits 2006 erschienen „Die Biene und der Kurt“ gestoßen. Der Roman hat eine Rahmen- und eine Binnenhandlung. Er beginnt mir zwei Polizisten auf Streife, einer so ganz…

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Verdi, Requiem – Teodor Currentzis

Verdi, Requiem – Teodor Currentzis

Freitags nach Dortmund zu fahren ist – gefühlt – schon ein wenig abenteuerlich – zumal ich nicht gerne in enge Parkhäuser fahre, ich mag Enge einfach nicht – es um das Konzerthaus herum viele Baustellen gibt, gleichzeitig ein großer Weihnachtsmarkt stattfindet, mit dem größten Weihnachtsbaum der Welt, und besonders freitags Autofahrer mit hoch motorisierten Autos unterwegs sind, die mit Lichthupen sehr dicht auffahren, rechts überholen und alle hören lassen müssen, wieviel PS sie unter der Motorhaube haben. Einen hohen IQ…

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Daniela Dröscher, Lügen über meine Mutter

Daniela Dröscher, Lügen über meine Mutter

Und wieder einmal ist Schreiben eine Möglichkeit, zurückzutreten, innezuhalten „Immer am Rand des Schlachtfeldes Ehe“. Gemeint ist die Ehe ihrer Eltern: „Mit großen Kinderaugen verfolge ich das Geschehen. … Schreibend kann ich die Grenze zwischen Flucht und Kampf bewohnen. Ohne zu erfrieren.“ „Lügen über meine Mutter“ erzählt von einer Kindheit im Hunsrück der 1980 Jahre. Die Ich-Erzählerin lebt mit ihren Eltern im Haus der Großeltern väterlicherseits, nachdem sie zunächst in München gewohnt haben. Der Vater ist der Ansicht, das Kind…

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Musa Okwonga, Es ging immer nur um Liebe

Musa Okwonga, Es ging immer nur um Liebe

Musa Okwonga ist ein in Berlin lebender britisch-ugandischer Schriftsteller, der in diesem – sicher autobiografisch geprägten – Roman von einer Reise in drei Teilen erzählt. Der erste Teil ist Berlin gewidmet, bzw. seiner Ankunft in dieser Stadt und der Versuche, heimisch zu werden, seinen Platz zu finden: „Früher oder später wird dir Berlin einen Schlag in die Magengrube versetzen. Wenn das passiert, versuch bitte nicht, es persönlich zu nehmen – versuch stattdessen, es als Stempel in deinem Reisepass anzusehen, als…

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Joachim Poet Harms, Aus der Zeit gefallen

Joachim Poet Harms, Aus der Zeit gefallen

Themen dieses 50 Seiten starken Bändchens sind bereits dem Untertitel zu entnehmen: „Über die Kunst zu Sterben(!)/zur Liebe und zum Mut“. Dem Gedicht „FREUDE“ auf der Rückseite kann man schon Genaueres entnehmen: Lebenserwartung, Übersterblichkeit.Wortungetüme, Wolkenstürme,einen Himmel zu stürmender längst schon leergefegt. Für und wider der Wissenschaft –sie berühren mich nicht.Sie sinken in die untere Instanzder Zahlenreihen und Messwerte,die die Autorität unserer Zeit ist. Warum verneigen wir uns vor ihr,vor Gebilden aus Menschenhand,anstatt die Tage zu feiern,die uns geschenkt,auf die mit…

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günter abramowski, zu sein/das haus/auf dem weg

günter abramowski, zu sein/das haus/auf dem weg

Nach „das ende ist neu“ ist ein weiterer Gedichtband von Günter Abramowski erschienen „zu sein das haus auf dem weg“. Er enthält etwa einhundert Gedichte, wie immer meist ungereimt, in durchgängiger Kleinschreibung und dem kaufmännischen Zeichen für „und“. Insofern ist sich der Autor treu geblieben. Das lyrische Ich scheint durchgängig ein älterer Mensch zu sein, vielleicht sogar bettlägerig „lieg alt im bett“, das Erinnerungen skizziert, existenzielle Fragen stellt und sich klar darüber wird, was sein Leben ausgemacht hat und noch…

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Takis Würger, Unschuld

Takis Würger, Unschuld

„Casper Rosendales Mörder mochte die Musik von Elvis, Lemon Pie mit Sahne, die Cheerleader der New York Jets und den Birnbaum hinter seinem Wohnwagen.“ Es gibt noch zahlreiche weitere Gerüchte, doch eins war auf jeden Fall wahr: Casper Rosendales Mörder hat eine Tochter. Sie heißt Molly, ist dreiundzwanzig Jahre alt, wohnt seit der Inhaftierung ihres Vaters bei dessen Bruder Mick, und will unbedingt die Unschuld ihres Vaters beweisen, dessen Tag der Hinrichtung durch eine Giftspritze – nach etwa zehn Jahren…

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Ulla Hahn, Tage in Vitopia

Ulla Hahn, Tage in Vitopia

Wendelin Kretschnuss, ein Schattenschwanzeichhörnchen, Sciurus vulgaris, ist der Ich-Erzähler in Ulla Hahns neuem Roman „Tage in Vitopia“, der wortreich, wortwitzig von dem erzählt, was er in der Welt erlebt. Seine Welt sind zunächst die Bäume vor einer Hamburger Villa in Alsternähe. Er lebt dort mit seiner geliebten Muzzli – die Kinder sind schon aus dem Nest – und beobachtet Maria Schön und Josef Regen, die in der Villa wohnen. Ihre Art zu leben ist ihm zunächst ziemlich unverständlich. Wände voller…

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